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Das Gmota Kollektiv Café oder: Kaffee mal anders.

Französisches Frühstück im Gmota Kollektiv Café ist: Chansons aus den Lautsprechern, ein großer Tisch voll Leckereien, Marlin bäckt Crêpes. Gmota ist: An der selbstgezimmerten Theke angebrachte Blumentöpfe mit Zimmerpflanzen darin, ein Raum, in den ein warmes Mittagssonnenlicht fällt, bunt zusammengewürfelte Möbel Marke Thonet oder ähnlich alt und schön, ein Ofen mit Schaukelstuhl davor (meistens schaukelt darin jemand Lesendes, auch, wenn der Ofen jetzt Sommerpause eingelegt hat und weggeräumt wurde). Jemand, der wischt, sitzt, schnippelt, rührt, Geschirr abwäscht, „magst du einen Kaffee?“ fragt. Das ist das Gmota Café. Oder nicht-Café. Oder wie jetzt eigentlich? Um das herauszufinden, habe ich mich mit Jonas Gerke (25), Bachelor in Molekularbiologie und Student der Philosophie und Robin Klengel (bald 25), Student der Kulturanthropologie getroffen.

Entstanden ist das Gmota Kollektiv Café in der Münzgrabenstraße 57 im Zusammenhang mit der Gründung des KünstlerInnen-Kollektivs Gmota und dem Finden der Projekträume des Kollektivs. Seine Geburtsstunde feiert das Gmota am 1. Oktober 2012.

Im Freundeskreis der Gmota-InitiatorInnen gab es viele Projektideen, für deren Realisierung sowohl der Raum, als auch die Kontinuität fehlten. Außerdem, das weiß man, verändern sich studentische Freundeskreise stetig, weil ihre Mitglieder ihr Studium abschließen, die Stadt verlassen. „Die Idee war dann also, sich für ein Jahr frei zu machen von anderen Sachen und sich auf Projekte zu konzentrieren“, erzählt Robin.

So weit so gut. Aber wo sollten all die guten Ideen verwirklicht werden?

„Wir haben uns auf die Suche nach Räumen gemacht“, erzählt Robin, „sind die Stadt systematisch abgefahren und haben recherchiert, telefoniert. Dann haben wir in der Münzgrabenstraße dieses leere Schaufenster gesehen und recherchiert, wem der Raum gehört.“

Nämlich einem Rechtsanwalt aus Wien, der so freundlich war, den Raum, der von der Straße aus sichtbar ist und die dahinterliegenden Räume günstig zu vermieten. Die Gmota-Ateliers waren also geboren, aber was sollte man mit dem Schaufenster machen?

Hier kommt Jonas ins Spiel: Er war vor der Gründung des Gmota lange im Ausland und hat in vielen Städten Kollektiv Cafés kennengelernt, die ganz andere Möglichkeiten boten als normale Cafés und dachte sich „ja, das mache ich“.

„Bald sind sehr viele dazugekommen, die auch interessiert daran waren, ein Café ohne Konsumzwang zu gründen. Dann hat es recht lange gedauert bis wir aufgemacht hatte – wir haben Anfang März aufgemacht – bis wir alles umgebaut und organisiert hatten“, erzählt Jonas.

Aber wovon lebt das Gmota Kollektiv Café eigentlich?

Im Dezember des vergangenen Jahres gab es für das GMOTA-Café eine Soli-Party im SUB. So hatten die InitiatorInnen des Gmota Kollektiv Cafés ein Startbudget, das ihnen viele Sorgen abnahm. Zusätzlich hat das Kollektiv Sachspenden, etwa von Eltern der Mitglieder, bekommen – eine Freundin hat sogar ihre Geige verkauft und den Erlös dem Café gespendet.

Möbel gab es u.a. von der Caritas – günstig zu erwerben oder umsonst. Zudem gibt es eine Kooperation mit BAN: Das Gmota verwendet seine Möbel, diese können dann im „Ausstellungsraum“ Gmota gekauft werden.

„Alles basiert auf dieser Großzügigkeit“, sagt Robin weiter – und das Konzept funktioniert.

Unabhängigkeit heftet das Gmota Kollektiv Café auf seine Fahnen: So wurden keine Sponsoren gefragt, ob sie das Projekt unterstützen möchten, keine Kulturförderungen beantragt. Robin begründet: „Es wäre ein großer bürokratischer Aufwand, man müsste sich verpflichten und die Idee von diesem Raum war ja, dass sich das tragen muss, dass das funktionieren muss. Dass jeder seine ehrenamtliche Arbeit investiert und dass sich das dann ausgehen muss. Wenn es sich dann finanziell nicht ausgeht, wenn die Leute zu wenig spenden, dann lassen wir’s.“

Die Diskussion um die Unterstützung durch große Unternehmen ist allerdings aufgekommen, als es um die Kaffeemaschine ging, erzählt Jonas: „Es gibt Kaffeefirmen, die dir eine Maschine zur Verfügung stellen, wenn du deren Tassen verwendest, dich verpflichtest, den Kaffee der Firma zu (ver-)kaufen und dir das Logo der Firma ins Café reinschreibst. Außerdem ist das alles mit einer Vertragsbindung verbunden.“

Schließlich wurde eine Kaffeemaschine von einem Bastler gekauft. Den Kaffee bezieht das Kollektiv von einem Kaffee-Kollektiv aus Deutschland (check out Aroma-Zapatista).

Robin erzählt: „ Für uns war klar: Wir machen das ehrenamtlich, wir engagieren uns dafür und wir wollen uns nicht verkaufen müssen. Es war von Anfang an zentral, dass der Raum, den wir hier herstellen auch uns gefallen muss, wir uns da wohlfühlen. Das ist die Grundvoraussetzung: Dass wir gern da sind, weil das von unserer ehrenamtlichen Arbeit lebt. Und wenn es eine Belastung wird und uns mehr Sorgen macht als Freude, das war immer klar, dann lassen wir’s einfach.“

Die Umdeutung oder das Andersdenken von Arbeit ist in diesem Rahmen möglich, denn: Es gibt keinen Konsumzwang, es ist kein richtiges Café. Somit ist die ehrenamtliche Arbeit im Café auch keine Arbeit, sondern Freizeit. „Ich hab keine Lust – weil das ist ja meine freie Zeit – dass ich da dann herumspringe und Leute bediene. Obwohl ich das manchmal auch gerne mache – aber es soll nicht dieses gastronomische, hierarchische Verhältnis sein, wo der, der das Geld gibt, anschaffen und bestimmen kann und der andere gehorchen muss“, sagt Robin. Hierarchische Strukturen sind demnach möglichst flach gehalten oder nicht vorhanden: JedeR darf teilhaben oder sich beteiligen.

Das ehrenamtliche Engagement der Gmotarianer ist jedoch auch mit bürokratischen Hürden verbunden. „Es ist gar nicht so einfach, sich in Österreich ehrenamtlich zu engagieren“, lacht Robin. Schließlich gelang es aber, den Gegner Bürokratie zu umschiffen, indem man einen Verein gründete und das Gmota Kollektiv Café als Nachbarschaftstreffpunkt deklarierte. JedeR, die/der das Gmota Kollektiv Café betritt, wird zum Vereinsmitglied.

„Wir verkaufen keinen Kaffee, sondern stellen ihn für unsere Mitglieder zur Verfügung“, erklärt Jonas, „das Café ist ein privater Raum.“ Gleichzeitig auch Nachbarschaftstreffpunkt: Der Wunsch und die Bemühungen sind da, die Nachbarn miteinzubeziehen – indem zum Beispiel SeniorInnen der Pfarre Münzgraben zum Kaffeetrinken eingeladen werden oder ein Nachbarschaftsfest veranstaltet wird.

Und apropos SeniorInnen: Die Flotte Lotte – eine „Börse des praktischen Wissens“, oder die Idee des nachbarschaftlichen Austausches – hat zum Ziel, den Generationendialog zu fördern. Die Börse funktioniert ganz analog und nach dem Suche-Biete-Prinzip. Etwa: Biete PC Basiswissen – suche „Wie schneidet man Bäume?“

Ja, das nicht-Café sprüht vor Ideen, seine Lebensfreude sticht ins Auge: live-Konzerte, französisches Frühstück, Matineen und vieles mehr lässt es sich einfallen. Wir wünschen weiterhin gutes Gelingen!

Check out on https://www.facebook.com/pages/GMOTA-das-Kollektiv-Caf%C3%A9/496030790419074?fref=ts


Bildrechte: Copyright Gmota




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[Kolumne/katerina cerna/20.06.2013]





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